Die Schule feierte drei Tage lang ihr hundertjähriges Jubiläum mit den Schülern und Lehrern von heute und einst
Drei Tag lange feierte die Einstein-Schule 100 Jahre Angermünder Gymnasium zwischen Heinrichstraße und Gartenstraße. Aber nicht nur mit den aktuellen Schülern und Lehrern sondern auch mit fast 1000 Ehemaligen! Zwischen 1950 und 2016 gibt es kaum einen Abiturjahrgang, der auf der Schulfeier nicht vertreten war. Man sah eigentlich nur frohe Gesichter, Wiedersehensfreude, wohin man blickte. Vielleicht nimmt ja die Schule ihren hundertsten Geburtstag zum Anlaß, um künftig alle fünf Jahre zum großen Schuljubiläum einzuladen.
Die Feierlichkeiten zum 100. begannen mit dem Sommerball für die derzeitigen Schüler der Einsteinschule am Donnerstagabend, am 7. Juli. Dem schloß sich der alljährliche Einsteintag an, an dem ganz im Zeichen des Namensgebers Albert Einstein der Naturwissenschaften gefrönt wird. Doch die 2016er Ausgabe erfreute sich eines umfangreichen zusätzlichen Programms. So begannen die Schüler mit einem gemeinsamen Frühstück in ihren Klassenräumen – dem schlossen sich von 10 bis 13 Uhr drei Stunden mit dem Vorstellen von Projektarbeiten, Theaterstücken der Schüler und mit Fachvorträgen ehemaliger Schüler an, die über ihre Schulzeit sprachen und was aus ihnen wurde. Das waren vor allem Absolventen der 2000er Jahre – so Daniel Kohn (2003, Projektleiter bei BASF), Jan Schulz (2010), Danny Peters (2008, Polizist im Land Brandenburg), Christian Mercier (2003, PR und Marketing Städtische Werke Angermünde), Matthias Grambauer (2004, Selbständiger im IT-Bereich), Sophia Branding (2013, Ingenieurstudium), Andreas Schreiber (2006, Möglichkeiten des Wirtschaftsstudiums), Peter Mahns (2009, Lehramtsstudent), Lorenz Vögel (2011, Filmemacher) und einige mehr... Aber auch die früheren Jahrgänge waren vertreten – so Prof. Wolfgang Sümneg (1963, Kieferorthopäde Uni Greifswald), Dr. Erhard Hexel (1968, Mathematiker und Dozent an der Technischen Hochschule Ilmenau), Reinhard Schmook (1970, Kurator des Oderlandmuseums Bad Freienwalde), Günter Schwelle (1971, Staatsanwalt im Ruhestand, Eberswalde), Detlef Krause (1975, Direktor des Amtes Oder-Welse), die Journalisten Michael-Peter Jachmann (1979 – sogar in seinem damaligen Klassenraum, was allerdings purer Zufall war) und Oliver Schwers (1987) und andere.
Das frühere Sportlehrer-Ehepaar Heiland schaute auf den Sportunterricht in der DDR zurück – in der heutigen Aula, der einstigen Schulsporthalle. Günther Heiland war es, der einst die Errichtung einer Kleinsportanlage initiierte und sie von 1960 bis 1962 auch leitete. 1963 zeigte der Deutsche Fernsehfunk einen viertelstündigen Film über den damals jungen Lehrer („Der Absolvent“), der an diesem Tag seine Wiederaufführung erlebte. Der Kleinsportplatz wich nach der Wende dem Anbau der „Banane“, der Mehrzweckhalle und dem Parkplatz. Die Schüler konnten sich zuvor in Listen eintragen, welche Vorträge sie besuchen wollten. Mehr als 22 pro Vortrag waren maximal möglich.
Und einer der aktuellen Abiturienten, seit Jahr und Tag mit der Kamera unterwegs, bekam von der Schulleitung langfristig den Auftrag, zum Jubiläum einen knapp dreiviertelstündigen Film über das Leben an der Einsteinschule zu filmen – „Ein Jahr Einstein“. Randolf Stahl (17, aus Hohenreinkendorf) stellte sich dieser Aufgabe und löste sie einfallsreich, fing starke Bilder ein. Schade, daß er diesen Weg beruflich nicht verfolgen wird, er beginnt bei der Wobag Schwedt eine Ausbildung zum Immobilienkaufmann.
Und zur Mittagszeit um 13 Uhr schnitten fünf Schülerinnen gemeinsam mit Bäckermeister Klaus Schreiber die beiden in seiner Backstube entstandenen Butterkremtorten zum Schuljubiläum an – Isabell Quart, Emilia Prahl, Vivien Zolda, Lena Brandenburg und Sophie Effenberger.
Am Nachmittag hielt Dr. Erhard Hexel einen Vortrag über die Mathematik – aber humorvoll gesehen. Die 7. Klassen stellten sich schließlich dem traditionellen Wissenswettbewerb.
Der dritte Tag stand im Zeichen des Wiedersehens der Ehemaligen mit ihrer Schule, die sie manchmal schon vor fast einem Menschenleben oder erst vor wenigen Jahren verlassen haben. Es begann mit einem Volleyballturnier in der Mehrzweckhalle, dem sich jedoch vor allem die jüngeren Jahrgänge der Absolventen widmeten. Da flogen die Bälle derart gekonnt, daß selbst die 1980er kaum einen Stich gesehen hätten.
Der Festakt zum 100-jährigen Schuljubiläum fand gleich nebenan in der früheren Sporthalle statt, viele Jahre schon die Aula des Gymnasiums. Wilfried Kühn, der die Vorbereitungsgruppe der Jubiläumstage leitete, hatte mit seinen Mitstreitern ein gelungenes Programm zusammengestellt und begrüßte die geladenen Gäste, darunter viele ehemalige Lehrer und Schüler. Ältester im Saal war Alois Zieber, einst einfühlsamer Lehrer für Geschichte und Staatsbürgerkunde, aus dem fernen Thüringen war Reiner Bachert angereist, Siegfried und Edelgard Dolch, Margot Berlin, Renate Heinrich, Barbara und Günther Heiland waren ebenso dabei wie Klaus Vörtmann, Wolfgang Breßler, Petra Grahlow, Klaus-Manfred Jahn... Auch die frühere Schulleiterin Katrin Schulz, 1976 selbst Absolventin, hatte in der ersten Reihe Platz genommen.
Daß die Einsteinschule heute nicht nur auf wissenschaftlichem Gebiet sondern auch auf dem Kunst einiges zu bieten hat, das bewiesen aktuelle Schüler. So eröffnete Tom Schmeichel am Klavier den Festakt, später spielte er ein Trompetenduett mit Jonathan Eichhorn, Eric Schwanebeck (Gitarre) und Hendrik Deleroi (Gesang) ebenfalls im Duett und Eric Schwanebeck als Solist umrahmten den Festakt. Die Festrede hielten Schulleiterin Kerstin Hainich-Doepner und Altbürgermeister Wolfgang Krakow, dessen Familie seit 1951 eng mit dieser Schule verbunden war. Sein Vater gehörte ab 1951 zu den jungen Lehrern nach dem Krieg, dann drückte Bruder Hans-Peter in den 1960ern die Schulbank, Wolfgang Krakow selbst folgte Ende der 1960er Jahre und seine Kinder schließlich in den 1990er und 2000er Jahren. Obwohl selbst auch Lehrer, unterrichtete er nie an dieser Schule. Da er 1990 in die Stadtverwaltung wechselte, ergab sich auch nicht mehr die Möglichkeit. Die Zahl der Grußworte wurde glücklicherweise sehr knapp gehalten – Landrat Dietmar Schulze war der einzige Gastredner. Als Landrat ist er Chef des Schulträgers, er betonte, daß ihm auch die künftige Entwicklung des Hauses am Herzen liegt.
Nach dem Festakt ging es ins Freie, längst strömten die Ehemaligen herbei. Für beinah jeden Jahrgang ab 1950 war ein Tisch auf dem Schulhof reserviert, Fleischer John Mai war mit Imbiß und Getränkestand vertreten, Klaus Schreiber mit einem großen Bäckereistand. Er lieferte insgesamt zwölf große Kuchenbleche und verzichtete auf den Erlös, der der Abikasse zufloß. Während sich die Schüler und Lehrer von einst untereinander und gegenseitig in den Armen lagen, begannen auf der Bühne die Vorbereitungen fürs Liveprogramm – eröffnet schließlich von Klaus-Manfred Jahn, bis heute als Alleinunterhalter unterwegs. Der einstige Musiklehrer hatte einen Singeklub aufgebaut und rief spontan ehemalige Mitglieder auf die Bühne. Aus dem Stand heraus sangen sie ein paar Lieder von früher – und Texte und Melodien saßen noch immer. Dafür gab es viel Beifall. Den holte sich auch die Band danach – eine Abiturientenband von Oldie Wolfgang Krakow bis Youngster Eric Schwanebeck, dazwischen Michael Schulz („Hektor“) und Uwe Schwanebeck.
Führungen durch die Schule – den alten und neuen Teil – brachten viele Erinnerungen zurück und stillten die Neugierde auf die Veränderungen in den Jahrzehnten. Zum Gelingen des Tages trugen vor allem die Schüler der 11. Klassen bei, die wie Heinzelmännchen überall dort zur Stelle waren, wo etwas zu tun war. Beim Kuchen- und Schulsouvenirverkauf ebenso wie bei den Führungen oder der Entsorgung des Mülls. Zu den ganz neuen Souvenirs gehörten Festschrift, T-Shirt, eine von Christian Uhlig gestaltete Keramik-Plakette, Ansichtskarten, Kugelschreiber...
Es war ein ausgesprochen gelungenes Schuljubiläum – schade drum, wenn das keine Fortsetzung fände. Die Einsteins haben eben schon immer Maßstäbe gesetzt. Michael-Peter Jachmann