Die neue MOSAIK-Serie ab Heft 483 führt zurück in die Zeit der beginnenden Reformation der christlichen Kirche in Deutschland
Es gehen noch 20 Monate ins Land, ehe sich der Thesenanschlag zu Wittenberg vom 31. Oktober 1517 zum 500. Male jährt, der eines der größten menschengeschichtlichen Erdbeben aller Zeiten auslöste – die Reformation der Kirche – und das Ende des Mittelalters besiegelte. Bevor Politik und Medien zu pflichtgemäßen Jubiläumsjubeleien anheben, haben sich die Abrafaxe längst auf Zeitreise begeben in jene finstre Zeit, als Ablaßhandel die einfachen Menschen auspreßte und Aberglaube freies Denken und Reden niederdrückte. Als Mönche silberne Glöckchen klingeln ließen, um Rettung zu versprechen – „Hört das Silberglöckchen klingen. Wer gottesfürchtig ist, dem wird es Heilung bringen!“
Als die Abrafaxe am Ende ihres Rom-Abenteuers in einen Tunnel unter die Stadt der Cesaren geraten, führt ein Zeitsprung sie wieder einmal in eine andere Epoche. Noch wissen sie nicht, in welche, als sie sich plötzlich im Dunkeln wiederfinden und sie ein erschrockener Bursche namens Michael mit dem Ausruf „Aaaaargh! Bergmännlein!“ begrüßt. Seine Flucht stoppen ein Balken und die anschließende Bewußtlosigkeit. Califax macht ihn mit frischen Rosmarintropfen rasch wieder munter. So erfahren die Abrafaxe, wo und wann sie gelandet sind: „Wir feiern in drei Wochen Ostern und schreiben das Jahr des Herrn 1517!“
Michael wollte sich gerade in der Mine seines Vaters bei Mansfeld verstecken, nachdem er zum zigsten Male die Stallwände daheim mit seinen Zeichnungen verziert hatte und die Wut der Eltern fürchtete. Die hatten wenig Verständnis für das Tun des Erben, der nicht der brotlosen Kunst des Zeichens frönen, sondern sich auf das Erbe des Vaters vorbereiten sollte. Doch im Wirtshaus traf der verärgerte Vater auf einen Fremden, der sich als wohlhabender Maler und Leiter eines großen Ateliers entpuppte und anhand einer Zeichnung das große Talent Michaels erkannte. Er legte dem Vater nahe, seinen Sohn in die Lehre beim berühmten Lucas Cranach zu geben. Inzwischen hatten die Abrafaxe den Ausreißer zu Hause abgeliefert und versprachen, den Jungen auf seinem Weg zu Cranach nach Wittenberg zu begleiten – mitten hinein in den Beginn eines neuen Zeitalters. Ein neues, großes Abenteuer beginnt! Martin Luther, Lucas Cranach, Philipp Melanchthon, Johann Tetzel, Kurfürst Friedrich der Weise – all diese historisch verbürgten Personen werden im Laufe der nächsten beiden Jahre im MOSAIK auftauchen. Die Abrafaxe und ihre Leser erleben hautnah die Anfänge der Reformation...
Wieder einmal wird das MOSAIK seiner Sonderstellung als Bildergeschichte, als Bildroman seit Jahrzehnten in der Welt des Comics gerecht, lange bevor an die gegenwärtige Welle der „Graphic Novells“ zu denken war. Die Verquickung einer spannenden fiktiven Geschichte mit einer realen historischen Konstellation, mit der Vermittlung geschichtlicher Fakten und Zusammenhänge hebt das MOSAIK auf eine Stufe, die es einmalig macht. Immer wieder wird es von Lehrern im Geschichtsunterricht verwendet, zumal der Mittelteil, das Magazin als eine Art Kompendium geschichtlicher Fakten gelten kann. So wird im Verlauf einer Heftserie ein geschlossenes Bild der jeweiligen geschichtlichen Situation geliefert, in der die jeweilige Serie spielt. Schon mit dem Auftaktheft der Lutherserie gelingt es den Machern, ein anschauliches Bild vom Leben der Menschen kurz vor Beginn der Reformation zu zeichnen. Verpackt in spannende Abenteuer, die den Leser am Ende des Heftes ungeduldig auf die Fortsetzung warten lassen – und die erscheint immer am letzten Mittwoch im Monat. Die MOSAIK-Tradition detailliert ausgeführter Zeichnungen setzt auch die neue Serie fort, ebenfalls ein Vorzug, der zur Beliebtheit des Heftes beiträgt.
Tiefgründige Recherchen zu den Hintergründen der jeweiligen Geschichte, die erzählt werden, sind eine MOSAIK-Tradition, die schon der Begründer Hannes Hegen in den 1950er Jahren pflegte. Ein umfangreiches Privat- und Redaktionsarchiv gehören einfach dazu, die Orientierung an den Fakten nach neuestem wissenschaftlichen Stand. Auch die Zusammenarbeit mit entsprechenden Institutionen, die allerdings noch nie so eng war, wie bei diesem Projekt.
„Wir erhielten vor zwei oder drei Jahren aus dem Kultusministerium von Sachsen-Anhalt vom Referenten Felix Meister die Anfrage, ob wir nicht ein Sonderheft des MOSAIK zum Beginn der Reformation herausbringen könnten wie wir es für die Völkerschlacht bei Leipzig getan hatten“, erinnert sich Klaus-Dieter Schleiter, Herausgeber und Geschäftsführer des MOSAIK-Steinchen für Steinchen-Verlages in Berlin. In Gesprächen mit ihm und Astrid Mühlmann als Geschäftsführerin der Staatlichen Geschäftsstelle ‚Luther 2017‘ stellte sich aber schnell heraus, daß ein Sonderheft kaum ausreicht, um die Komplexität jener Zeit auch nur annähernd darzustellen. Aber uns begeisterte das Thema und so entschlossen wir uns in Übereinstimmung mit Redaktion und Autor Jens-Uwe Schubert, die Abrafaxe nach Abschluß der Römerserie in die Zeit der Reformation reisen zu lassen.“
Und so wird wohl der Thesenanschlag zu Wittenberg genau zum 500. Jahrestag im Oktoberheft 2017 erscheinen – und das wäre dann sogar im 500. Heft seit Beginn der Abrafaxe-Abenteuer 1976. Ein solches Zusammentreffen zweier so großer Jubiläen dürfte ausgesprochene Seltenheit besitzen.
In Vorbereitung auf die Lutherserie reiste die komplette Redaktion mit allen Zeichnern sogar an die Originalschauplätze jener Zeit, um so noch ein besseres Gefühl für die „Kulissen“ des Geschehens zu erhalten und dies in die Zeichnungen einfließen zu lassen. „Luther und die anderen historischen Figuren werden in der Serie zwar in Erscheinung treten, aber sie sind nicht die Haupthelden der Geschichte – ganz so, wie es MOSAIK-Tradition ist“, sagt Klaus-Dieter Schleiter. „Unsere Geschichte ist wie immer so angelegt, daß die Geschichte der Reformation, ihres Beginns, anschaulich anhand von in dieser Zeit lebenden Menschen, fiktiven Menschen, erzählt wird. Die kommen dabei aber in Kontakt mit den historisch verbürgten Persönlichkeiten und agieren auch mit ihnen.“
Die Haupthelden sind und bleiben die Abrafaxe, Und in der Lutherserie der 15-jährige Michael und so manche andere Person, die den Vier unterwegs auf ihrem Weg nach Wittenberg noch begegnen wird. Michael-Peter Jachmann
Das MOSAIK in Zahlen und Fakten
- Heft Nummer 1 des „MOSAIK von Hannes Hegen“ erschien am 23. Dezember 1955. Nach 223 Ausgaben verschwinden die drei Digedags 1975 in einer Fata Morgana und verabschieden sich von ihren Lesern (monatliche Auflage 600 000 Stück)
- ab Januar 1976 übernahmen die Abrafaxe das Zepter im MOSAIK, das nun von Lothar Dräger geleitet wurde.
- seither sind 483 Hefte erschienen, die aktuelle monatliche Auflage beträgt 100 000 bis 110 000 Exemplare; Heft 483 erscheint als Startausgabe der neuen Serie mit etwa 130 000 Stück – 65 Prozent der Auflage erscheinen im Osten, 35 Prozent im Westen (unklar ist der Anteil von Ostdeutschen, die in den Westen gezogen sind)
- 45 Prozent der Auflage werden von der kompletten Familie gelesen
- 64 Prozent der Leser/Käufer sind männlich, 36 Prozent weiblich
- die Altersstruktur der Leser/Käufer:
29,4 Prozent befinden sich im Alter von 6 bis 13 Jahren
14,4 Prozent 14 bis 29 Jahre
39,6 Prozent 30 bis 49 Jahre
16,6 Prozent 50 Jahre und älter - 61,7 Prozent verfügen über einen Gymnasiums-/Hochschul-/Uni-Abschluß
- 38,3 Prozent sind Grund-, Haupt- oder Realschüler
- 73 Prozent der MOSAIK-Leser lesen kein anderes Comic
- nur 2,4 Prozent der MOSAIK-Leser kaufen/lesen auch „Micky Maus“
- jedes Heft hat 2,8 Mitleser
- 54,2 Prozent lesen 2 Stunden und mehr, 18,3 lesen 3 Stunden und mehr, 10 Prozent lesen länger als 4 Stunden
- 33,2 Prozent lesen das Heft einmal; 66,8 Prozent lesen das Heft zweimal und mehr, 31,9 Prozent dreimal und mehr, 20,4 Prozent viermal und mehr
- seit Heft 471 (März 2015) gibt es das „Magische Auge“ – wo das auftaucht, kann das Smartphone mit einer entsprechenden MOSAIK-App überstrichen werden – dann tauchen kleine Filmchen zur Zeichnung des Heftes, mit kleinen Interviews und mehr auf – etwas Vergleichbares gibt es bisher in anderen Comics nicht
- bisherige Downloads 270 000 Stück