Eröffnung fand große Anteilnahme unter Tatrafreunden und Freunden des Autos / Ein Stück Angermünder Geschichte wird dargestellt
Vom Opel zum Wartburg, vom Wartburg zum Opel und vom Opel schließlich zu Tatra – seit 1935, seit 81 Jahren also steht die Puschkinallee 5 im Zeichen des Automobils – als Werkstatt, als Autohaus und heute als Ausstellung, als Galerie. Dieses Werden und Vergehen und Werden schildert die neueste Ausstellung in der Tatra-Galerie Riesebeck, die Iris Riesebeck am Sonnabend, 16. Juli, eröffnete. Und das mit großem Besucherzuspruch, mit Kaffee und Kuchen. Viele Gäste brachten auch selbstgebackenen Kuchen mit, so daß die Gäste von einem abwechslungsreichen Büfett schmausen konnten.
Die Stadt dehnte sich immer weiter aus und das frühere Bauerngehöft mit Scheunenbestand unterwarf sich der städtischen Entwicklung. Arthur Peickert kaufte das Grundstück und richtete dort in einer umgebauten Scheune eine Autowerkstatt ein. Zu dieser Zeit war er schon ein gutes Jahrzehnt Opel-Vertragshändler, inzwischen war aber der Bedarf an Reparaturen so gewachsen, daß es ohne eigene Werkstatt nicht mehr ging.
Iris Riesebeck, die einst den Materialeinkauf beim PCK Schwedt leitete, sich nach der Wende an die Seite ihres Mannes Jürgen Riesebeck begab und nun sein Werk fortsetzt, hat in wochenlanger Arbeit geduldig die alten Unterlagen des Betriebes durchforstet, um die neue Ausstellung zu erarbeiten. Das erste Mal rückt der Familienbetrieb selbst in den Mittelpunkt.
Die wechselnden gesellschaftlichen Verhältnisse überstand das Unternehmen gut. Als die von den Westzonen 1948 durchgeführte separate Währungsreform die wirtschaftliche Einheit Deutschlands zerbrach und damit das Land spaltete, endete die Zusammenarbeit mit Opel, auch wenn Rechnungen und Aufträge noch eine ganze Weile vom Firmengründer Arthur Peickert auf Opelformularen geschrieben wurden. Arthur und dann Sohn Herbert Peickert stellten sich um, Wartburg und andere DDR-Fahrzeuge wurden nun repariert. Man wurde schließlich Wartburg-Vertragswerkstatt, aber das passierte schon in der Ära des Enkels Jürgen Riesebeck, der noch einmal gründlich umbaute. Bei allen Materialschwierigkeiten machte es sich Jürgen Riesebeck zur ständigen Aufgabe, keinen Kunden unzufrieden von dannen zu schicken. Als nach der Öffnung der Mauer Opel wieder auf den ostdeutschen Markt drängte, ergab sich erneut eine Zusammenarbeit mit dem früheren Betrieb. Riesebecks errichteten eine neue Werkstatthalle und schließlich gegenüber auf dem Schulgelände ein Autohaus.
Doch eine schwere Krankheit zwang Jürgen Riesebeck schließlich zum Rückzug vom Geschäft. Das Autohaus wurde verkauft, das ursprüngliche Gelände mit den Werkstätten nicht. Jürgen Riesebeck konnte nicht von den Autos lassen und widmete sich nun seinem Lieblingsauto, dem Tatra. Er setzte alte Tatras instand, baute sie wieder auf und wurde schließlich zu einem beliebten Anlaufpunkt für die Tatra-Freunde. So etablierten seine Frau und er schließlich die Tatra-Galerie, die Tatra-Ausstellung in den alten Betriebsräumlichkeiten. Über die Jahrzehnte nahm sich Iris Riesebeck vieler Kenntnisse an und wurde zu einer würdigen Vertreterin ihres inzwischen verstorbenen Ehemanns, die Tatra-Galerie ist ein Mittelpunkt für die Tatra-Freunde in Deutschland und aTschechiens geblieben.
So ganz nebenbei erfährt man auch manch anderen historischen Fakt über Angermünde, so gab es 1935 in Angermünde sage und schreibe 14 Tankstellen. Aber man darf nicht die heutigen Maßstäbe anlegen. Meist bestand die ganze Tankstelle nur aus einer Zapfsäule. Es gab allein acht Shell-Tankstellen. Und auch bereits eine Tankstelle in der Bahnhofstraße 9a, die am längsten von all diesen Tankstellen Bestand haben sollte – bis in die 1970er Jahre hinein.